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Aggression und Gewalt verstehen: Ursachen, Modelle und pädagogische Strategien

Ursachen, Modelle und pädagogische Strategien

Eine ausführliche Zusammenfassung kannst du dir hier downloaden:

Inhaltsverzeichnis

Aggression und Gewalt gehören leider zum Alltag – ob in Schulen, sozialen Medien oder auf der Straße. Umso wichtiger ist es, ihre Entstehung zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um ihnen vorzubeugen.

In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf verschiedene Erklärungsmodelle, Einflussfaktoren und pädagogische Konsequenzen im Umgang mit aggressivem Verhalten.

🔎 Was ist Aggression überhaupt?

Aggression ist ein Verhalten, das darauf abzielt, andere Personen zu verletzen, zu schädigen oder einzuschüchtern. Ein zentrales Merkmal ist dabei die Schädigungsabsicht. Es wird zwischen aggressiven Gefühlen (wie Wut) und aggressivem Verhalten unterschieden – nicht jede Wut führt also automatisch zu Gewalt.

Aggression kann sich unterschiedlich ausdrücken:

  • Direkt: Körperliche Angriffe, verbale Gewalt, Sachbeschädigung oder Selbstverletzung
  • Indirekt: Sticheleien, Ausgrenzung, Provokation oder unterdrückte Wut
  • Gewalt ist dabei eine besonders schwere, meist körperliche Form der Aggression.

🧠 Wie entsteht Aggression? – Erklärungsmodelle

1. Frustrations-Aggressions-Hypothese nach John Dollard et al.

Aggression entsteht, wenn eine Person daran gehindert wird, ein Ziel zu erreichen. Je stärker die Frustration, desto höher das Aggressionspotenzial. Neal E. Miller erweiterte diese Hypothese: Frustration muss nicht zwangsläufig zu Aggression führen, sie erhöht lediglich die Wahrscheinlichkeit. Weitere Faktoren wie Erziehung, Normen, Impulskontrolle und Vorbilder spielen eine entscheidende Rolle.

2. Desintegrations-Verunsicherungs-Gewalt Konzept nach Wilhelm Heitmeyer

Wilhelm Heitmeyer spricht von Desintegration (z.B. fehlende Bindung an Familie, Gesellschaft, Werte), die zu Verunsicherung führt. Diese kann durch Gewalt kompensiert werden – etwa, um Anerkennung zu erlangen oder Kontrolle zurückzugewinnen. 

Heitmeyer unterscheidet vier Gewaltformen:

  • Expressive Gewalt (Selbstdarstellung)
  • Instrumentelle Gewalt (Mittel zum Zweck)
  • Regressive Gewalt (gegen Minderheiten)
  • Autoaggressive Gewalt (gegen sich selbst)


3. Integrierendes Modell nach Hans-Peter Nolting

Aggression entsteht durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren:

  • Personale Dispositionen: Moralische Einstellung, Impulsivität, Gewohnheiten
  • Lernerfahrungen: Erlernte Aggression durch Vorbilder, Belohnung, fehlende Konsequenzen
  • Situationsfaktoren: Gruppendruck, Provokation, Symbole
  • Aktuelle innere Prozesse: Interpretation einer Situation als Angriff, Frust oder Ungerechtigkeit

👦 Praxisbeispiel: Warum ist Tim im Netz aggressiv?

Tim (17) ist oft auf Social Media unterwegs und beteiligt sich an Hate-Kommentaren. Er beleidigt andere in Chats, verbreitet Gerüchte und schließt bewusst bestimmte Mitschüler aus. In der Schule ist er eher unauffällig, aber online wird er aggressiv. 

Frage: Warum zeigt Tim dieses aggressive Verhalten?* 

  1. Frustrations-Aggressions-Hypothese: Tim reagiert auf schulischen Druck oder familiäre Probleme mit Aggression, da er keine konstruktiven Strategien kennt.
  2. Heitmeyers Modell: Er erlebt Desintegration und sucht Anerkennung oder Kompensation in Online-Gruppen.
  3. Noltings Modell: Seine Lernerfahrungen, fehlende Konsequenzen, mangelnde Impulskontrolle und sein soziales Umfeld begünstigen sein Verhalten.

Pädagogische Maßnahmen: Frustrationsquellen identifizieren, alternative Bewältigungsstrategien aufbauen, über digitale Gewalt aufklären, Selbstwertgefühl stärken, medienpädagogische Workshops anbieten.

* vereinfachte Darstellung

🧩 Fazit: Aggression hat viele Gesichter und Ursachen

Die Modelle von Dollard, Heitmeyer und Nolting zeigen: Es gibt keine einheitliche Ursache für Aggression. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel individueller, sozialer und situativer Faktoren. Umso wichtiger ist ein differenzierter Blick, der jeden Menschen und jede Situation individuell betrachtet – und präventiv und unterstützend begleitet.

Eine ausführliche Zusammenfassung kannst du dir hier downloaden:

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